Ob im Wasser oder an Land
Im Sommer machen Outdoor-Aktivitäten und Sport erst so richtig Spaß. Doch bei aller Begeisterung darf der passende UV-Sonnenschutz nicht fehlen – sonst endet das Vergnügen schnell mit einem Sonnenbrand. Zum Glück gibt es Sonnenschutzmittel, denen auch Schweiß und Wasser nichts anhaben können.
Wasserratten aufgepasst!
Ob Surfen, Segeln, Schwimmen oder Schnorcheln - auf dem Wasser ist ein guter Sonnenschutz besonders wichtig. Denn die Wasseroberfläche reflektiert die Sonnenstrahlen und macht sie dadurch noch intensiver. Selbst unter der Wasseroberfläche ist man vor Sonnenbrand nicht geschützt: In einem Meter Wassertiefe erreichen noch etwa 50% der UVB-Strahlen die Haut.
Sonnenschutz für Wassersportler*innen muss deshalb gut auf der Haut haften bleiben, d.h. er muss wasserfest sein. Dafür sorgen spezielle Darreichungsformen wie Öle, Liposome oder Lipogele. Auch hydrophobe (wasserabweisende) Wirkstoffe oder gut in der Hornschicht haftende UV-Filter führen dazu, dass der Sonnenschutz im Nassen hält.
Doch was bedeutet „wasserfest“ eigentlich genau? Für diese Angabe gibt es Kriterien: Der Sonnenschutz auf der Haut muss nach zwei Mal 20 Minuten Wasserkontakt noch mindestens die Hälfte seines Lichtschutzfaktors aufweisen. Für das Prädikat „extra wasserfest“ muss der halbe Sonnenschutz noch länger halten, nämlich vier Mal zwanzig Minuten nach dem Schwimmen oder Schnorcheln. Ganz wichtig: Auch bei wasserfesten Produkten ist das Nachcremen nach dem Baden oder Abtrocknen Pflicht.
Doch nicht nur Wassersportler*innen sollten zu wasserfesten Sonnenschutzmitteln greifen. Starkes Schwitzen führt ebenso wie Wasserkontakt dazu, dass der aufgetragene Sonnenschutz nicht mehr auf der Haut haftet und seine Wirkung verliert. Auch bei schweißtreibenden Outdoor-Sport und -Aktivitäten sind wasserfeste Sonnencremes also besonders wichtig.
Tipp: Wasserfestes Sonnenschutzmittel soll mindestens eine halbe Stunde vor dem Sport oder dem Badespaß aufgetragen werden. Nur so hat es ausreichend Zeit, in die Haut einzuziehen und beim Trocknen den Polymerfilm zu bilden, der den UV-Filter gut auf der Haut fixiert.
Lichtschutzfaktorrichtig wählen
Wasserfest und schweißresistent ist die eine Seite des Sonnenschutzes. Die andere ist der erforderliche Lichtschutzfaktor (LSF). Dieser reicht von leicht (LSF 6 bis 10) über mittel (LSF 15 bis 25) und hoch (LSF 30 bis 50) bis zu sehr hoch (LSF 50+). Welcher LSF der richtige ist, hängt vom Hauttyp und dessen Eigenschutzzeit sowie von der zu erwartenden Sonneneinstrahlung ab.
Die Eigenschutzzeit ist die Dauer, in der man sich der Sonne aussetzen kann, ohne dass die Haut rot wird (d.h., ohne dass ein Erythem entsteht). Dieser Zeitraum ist bei hellhäutigen Menschen sehr kurz, er beträgt etwa fünf bis zehn Minuten. Mithilfe des LSF wird diese Zeit verlängert. Die Formel für den UV-Schutz lautet: Eigenschutzzeit der Haut x LSF. Ein Beispiel: Benutzt eine hellhäutige Person eine Sonnencreme mit dem LSF 30, verlängert sich die Erythem-freie Zeit auf (5 bis 10 x 30) 150 bis 300 Minuten.
Expert*innen raten allerdings dazu, diese Schutzdauer nicht komplett auszureizen. Um die Haut keinesfalls zu überfordern, sollte man sich besser nach etwa einem Drittel der errechneten Zeit raus aus der Sonne und in den Schatten begeben.
Allerdings ist nicht nur der individuelle Hauttyp bei der Wahl des Lichtschutzfaktors entscheidend. Denn nicht an jedem Ort ist die Sonne gleich kräftig. Bergwandern oder Klettern erfordert generell einen höheren Lichtschutzfaktor. Denn im Gebirge ist die Intensität der UV-Strahlen besonders hoch. Liegt Schnee, reflektiert dieser die Strahlen zusätzlich. Das Gleiche gilt für Kanufahren, Segeln oder Rudern. Auch das Wasser verstärkt die gefährlichen UV-Strahlen durch Reflektionen.
Hinweis: Mit Nachcremen lässt sich der individuell errechnete Sonnenschutz nicht verlängern, aber aufrechterhalten, z.B. nach Abrieb der Creme durch Baden oder Abtrocknen. Das gilt für alle Sonnenschutzmittel, sogar für wasserfeste. Auch bei ihnen ist das Nachcremen nach dem Aufenthalt im Wasser Pflicht.
Dick und überall auftragen
Ob wasserfest oder nicht – um die volle Wirkung zu erreichen, sollte man beim Sonnenschutz nicht sparen. Für einen Erwachsenen sind zum Eincremen des ganzen Körpers etwa drei Esslöffel Sonnencreme nötig. Diese sind dann auch wirklich auf jede Stelle des Körpers aufzutragen. Zu achten ist besonders auf folgende Bereiche:
- Stirn, Ohren, Augenlider und Nasenrücken
- Haaransatz
- Lippen (hier sind spezielle Lippenstifte günstig)
- Kniekehle
- Fußrücken
Ganz wichtig ist es auch, den Sonnenschutz unter den Rändern der Kleidung gründlich aufzutragen. Denn gerade beim Sport verrutscht die Kleidung leicht und legt dabei häufig mehr Haut als geplant frei.
Tipp: Kopfhaut eincremen heißt es für diejenigen, die ohne Mütze und mit dünnem Haar unterwegs sind. In der Apotheke gibt es spezielle wasser- und schweißfeste Produkte, die für den Kopf und andere behaarte Hautpartien bestens geeignet sind.
Gel, Milch oder Spray?
Die klassische Sonnencreme ist für den Outdoor-Sport weniger gut geeignet. Sie fettet oft, kann für einen Wärmestau sorgen und ist nicht schweißresistent. Eine gute Wahl ist sie allerdings bei sehr trockener Haut. Außerdem bewahrt sie in extremer Höhenlage oder bei starkem Wind die Haut vorm Austrocknen.
Für Wasserratten und Outdoor-Sportler*innen sind zum Schutz vor UV-Strahlen prinzipiell folgende Darreichungsformen besser geeignet:
- Fluids, Milch oder Lotionen ziehen besonders schnell ein und verlaufen nicht. Es gibt eine ganze Reihe wasser- bzw schweißfeste Produkte in der Apotheke, z. B. aus der Reihe Anthelios® von La Roche-Posay oder Avène® von Pierre Fabre.
- Sonnengele enthalten typischerweise keine Fette und Öle. Deshalb sind sie sehr leicht. Da sie meist ohne Emulgatoren oder Konservierungsstoffe auskommen, reizen sie die Haut weniger stark. Geeignete Produkte gibt es beispielsweise von Bayersdorf (aus der Eucerin®-Produktpalette) oder von Ultrasun, ebenfalls erhältlich in der Apotheke.
- Sonnensprays sind praktisch, weil sie sich kurz vor dem Training oder unterwegs unkompliziert auftragen lassen. Dabei kann man sie auch über den Kopf auf Nacken, Schultern und Rücken sprühen und so schlecht zugängliche Bereiche ohne fremde Hilfe schützen. Ihre Grundlage sind dünne Emulsionen oder erfrischende Alkoholsprays. Sonnensprays werden von verschiedenen Firmen angeboten, beispielsweise von Stada (Ladival®), Galderma (Cetaphil®) und von Ultrasun.
- Sonnenschutz-Liquids ziehen sehr gut ein und fetten nicht. Deshalb empfehlen sie sich vor allem bei dünner Behaarung im Kopfbereich und zum Schutz anderer behaarter Hautpartien. In der Apotheke sind verschiedene Produkte erhältlich, z. B. von Dermasence (Solvinea Liquid®).
- Zum Schutz der sensiblen Bereiche Lippen, Nase und Ohren gibt es UV-Stifte. Das wachsartige Produkt wird mit dem Stift aufgetragen und dann mit den Fingern gut verrieben. UV-Sticks gibt es von fast allen namhaften Firmen.
Was Sonnensportler*innen sonst noch wissen müssen
Auch bei geeignetem Sonnenschutz sollten sich Outdoorsportler*innen an einige zusätzliche Regeln halten, um sich vor UV-Strahlen zu schützen. Dazu gehört, dass man in der Mittagssonne (also von 10 bis 15 Uhr) besser im Schatten bleibt und die direkte Sonne meidet. Vor dem Sport sollte man zudem die tagesaktuelle UV-Belastung checken. Der UV-Index wird mittlerweile in fast jeder Wetter-App abgebildet (z.B. bei wetteronline.de).
Die richtige Bekleidung bewahrt ebenfalls vor Sonnenbrand und Folgeschäden. Generell schützen dunkle Farben mehr als helle, und Kunstfasern mehr als Baumwolle. Der Kopf freut sich über eine gutsitzende Schirmmütze oder Baseballkappe, am besten mit zusätzlichem Nackenschutz.
Wer regelmäßig stundenlang in der Sonne (oder im oder auf dem Wasser) sportelt, sollte überlegen, sich spezielle, UV-Strahlen abwehrende Funktionskleidung zuzulegen. Diese z.T. TüV-geprüften Textilien bieten einen extrem hohen Lichtschutz und sind für die verschiedensten Outdoor-Aktivitäten von Klettern über Wandern bis hin zum Wassersport konzipiert.
Auch die Augen können unter UV-Strahlen leiden. Aber Vorsicht, Billigsonnenbrillen lassen die UV-Strahlung meist passieren. Das ist dann besonders gefährlich: Je dunkler die Gläser, desto stärker öffnen sich die Pupillen und desto mehr schädliche UV-Strahlen dringen ins Auge ein. Aus diesem Grund sollte man beim Kauf der Sonnenbrille darauf achten, dass diese über einen Breitband-UV-400-Filter verfügt und damit alle UVA, -B und -C-Strahlen abblockt. Damit die Brille durch Schweiß oder Bewegung nicht verrutscht, muss sie außerdem sehr gut sitzen. Eine Alternative sind spezielle Sportbrillen mit verstellbarem, elastischem Brillenband.
Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung 2020;29:48
18.06.2022 Autor: Dr. med. Sonja Kempinski Bildrechte: Dudarev Mikhail/shutterstock.com