Vorsicht bei der Internet-Recherche
Wer Informationen sucht, wird heutzutage im Internet schnell fündig. Auch für Patienten mit bevorstehender Prostataoperation gibt es auf YouTube massenhaft anschauliche Videos. Doch diese sind eher eine Gefahr als eine Hilfe, warnen Urolog*innen.
87% mit Falschinformationen
Wie gut ist die fachliche Qualität der vielen YouTube-Videos zum Thema Prostataoperationen? Höchst mangelhaft, warnen Deutsche und Schweizer Urolog*innen nach Prüfung der meistgeklickten Beiträge im Netz. Denn von 159 You-Tube-Videos zu insgesamt 14 verschiedenen Prostata-OP-Verfahren waren nur 21 ohne falsche Informationen. In anderen Worten: 87% der geprüften Videos zeigten Abweichungen von den aktuellen Leitlinien, in 9 Fällen waren diese Abweichung sogar extrem. Besonders schlecht erwiesen sich die Videos zu den Themen Injektionen in die Prostata, Prostatastents (das sind Metallgeflechtröhrchen zum Offenhalten der von der vergrößerten Prostata zusammengedrückte Harnröhre) und Diodentherapie (eine Form der Lasertherapie zur Reduktion von Prostatagewebe).
Werblich und Komplikationen verschwiegen
Bedenklich war auch, dass die meisten Filme werblich und nur 16 % frei von kommerziellen Interessen waren. Außerdem beschränkte sich die Berichterstattung meist auf ein Verfahren, weniger als 50% der untersuchten Filme erwähnte auch nur am Rande, ob und welche anderen Operationsverfahren im Falle einer vergrößerten Prostata möglich sind. Auch die wichtigen Komplikationen der vorgestellten Methode blieb in den meisten Filmen außen vor.
Außen hui, innen pfui
Von der technischen Qualität der Videos darf man sich nicht täuschen lassen: Diese war nämlich im Gegensatz zur mangelhaften inhaltlichen Qualität in den allermeisten Fällen sehr hoch. Die Urolog*innen führen daher die Falschinformationen der Filme nicht auf eine fehlende Sachkunde zurück und schließen eine gewollte Beeinflussung der Ratsuchenden durch die jeweiligen Filmemacher nicht aus.
Rat lieber beim Arzt suchen
Pikanterweise erreichten die schlechtesten Videos die höchsten Klickzahlen, nämlich bis zu 2,4 Millionen, berichten die Urolog*innen. Sie warnen betroffene Patienten eindringlich davor, ihre Informationen im Netz zusammenzusuchen. Besser sei das ausführliche Gespräch mit der behandelnden Arzt*in, der zudem häufig auch fachlich hochwertiges Informationsmaterial bereithält.
Quelle: Ärztezeitung
20.02.2024 Autor: Dr. med. Sonja Kempinski Bildrechte: Monkey Business Images/Shutterstock.com