Sinn oder Unsinn?
Die Blasenentzündung ist eine echte Volkskrankheit: Fast jeden trifft die schmerzhafte Erkrankung einmal im Leben - einige sogar immer wieder. Zur Vorbeugung setzen viele auf Nahrungsergänzungsmittel mit Cranberry. Doch wirken die kleinen Beeren wirklich?
Unangenehm - aber meist harmlos
Schmerzen im Unterbauch, Brennen beim Wasserlassen und ständiger Harndrang: Wer schon einmal an einer Blasenentzündung gelitten hat, weiß wie unangenehm die eigentlich harmlose Erkrankung ist. Das Problem: Eine Blasenentzündung kommt selten allein. Viele Betroffene kämpfen oft jahrelang gegen die immer wieder auftretende Infektion. Um vorzubeugen, setzen viele Patient*innen auf Cranberry-Produkte. Zu recht?
Festsetzen unmöglich
Für die Wirkung der kleinen roten Beere wird vor allem ein Inhaltsstoff verantwortlich gemacht: Proanthocyanidin. Wissenschaftler*innen vermuten, dass der sekundäre Pflanzenstoff verhindert, dass sich die krankmachenden Bakterien an der Harnblasenwand anheften. Beim nächsten Toilettengang werden die Keime einfach mit dem Urin ausgespült – und die Blasenentzündung ist abgewendet. Doch auch wenn der Wirkmechanismus logisch klingt, ist er bisher nur in Laborexperimenten bewiesen. Für die Wirksamkeit bei Menschen fehlen Beweise. Eine Metanalyse, die viele Studien zusammengefasst hat, kommt zu dem Schluss, dass Cranberry-Produkte weder eine Blasenentzündung verhindern, noch heilen.
Alles eine Frage der Dosis?
Doch die Früchte endgültig als wirkungslos abzustempeln, ist zu früh. Die bisher durchgeführten Studien hatten nämlich eine Schwäche: Die Dosis der Proanthocyanidine wurde oft nicht bestimmt und war möglicherweise zu gering. Wissenschaftler*innen erhoffen sich von höheren Dosen bis zu 100 Milligramm pro Tag einen Effekt. Eine Dosis, die laut den Wissenschaftler*innen nicht durch Saft, sondern nur durch Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden kann. Bis die Studien durchgeführt und veröffentlicht werden, dauert es aber noch ein paar Jahre.
Mehr Informationen über Cranberry-Produkte erhalten Sie in der Kategorie „Nahrungsergänzungsmittel“.
Quellen: Verbraucherzentrale, Cochrane Review, Leitlinie Blasenentzündung
19.03.2021 Autor: Marie Schläfer Bildrechte: Gita Kulinitch Studio/Shutterstock.com