Sinn oder Unsinn?
Die Liste der Werbeversprechen über Apfelessig ist fast endlos: Angeblich lindert er Verdauungsbeschwerden, senkt den Cholesterinspiegel und wirkt sogar gegen oxidativen Stress. Doch was davon ist wirklich bewiesen?
Inhaltsstoffe unter der Lupe
Apfelessig soll viele nützliche Bestandteile enthalten. Als besonders gesund werden beworben:
- Ballaststoffe: Sie binden Cholesterin im Darm, sodass es von der Nahrung nicht in das Blut übertreten kann. Dadurch sinkt der Cholesterinspiegel im Blut und damit auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ballaststoffe beugen außerdem Verstopfung vor und senken den Blutzuckerspiegel.
- Polyphenole: Sie wirken antioxidativ und schützen den Körper vor Sauerstoffradikalen, die Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Krebs fördern.
Nährstoffverlust durch Verarbeitung
Polyphenole und Ballaststoffe sind tatsächlich reichlich in Äpfeln enthalten. Zwischen der frischen Frucht und dem fertigen Essig oder dem Nahrungsergänzungsmittel liegen jedoch viele Verarbeitungsschritte, in denen Nährstoffe verloren gehen. Da viele Menschen nur 2 Teelöffel oder weniger von dem Essig trinken, nehmen sie nur wenige Polyphenole und Ballaststoffe über den Essig auf. Diese Menge reicht nicht, um die beworbenen Effekte zu verursachen. Wer seine Ballaststoff- und Polyphenol-Zufuhr erhöhen will, setzt besser auf unverarbeitetes Gemüse und Obst.
Forschung noch nicht abgeschlossen
Doch um Apfelessig als wirkungslos abzuschreiben, ist es zu früh. Experimente zeigen immer wieder positive Wirkungen des Essigs zum Beispiel auf den Blutzuckerspiegel von Diabetes-Patienten. Für diese Effekte werden andere Inhaltsstoffe des Essigs, wie die Essigsäure, verantwortlich gemacht. Diese Beobachtungen müssen jedoch noch weiter erforscht werden, bevor allgemeine Empfehlungen veröffentlicht werden.
Bis dahin muss aber niemand auf Apfelessig verzichten – denn bisher gibt es keine Hinweise, dass der Apfelessig schädlich ist. Nur die Zähne werden auf die Dauer durch das Trinken des puren Essigs angegriffen. Wer sicher gehen will, verdünnt den Essig lieber.
Quellen: Verbraucherzentrale; Shishehbor et al. 2017; Pätzold et. al 2005
05.02.2021 Autor: Marie Schläfer Bildrechte: Sea Wave/Shutterstock.com