Risiko Nahrungsmittelallergie
Wer seinem Baby in den ersten Lebenstagen Kuhmilch zufüttert, riskiert vielleicht, dass das Kind eine Nahrungsmittelallergie entwickelt. Das gilt vor allem für Neugeborene aus Allergie-belasteten Familien, wie japanische Forscher kürzlich herausgefunden haben.
Zuckerwasser oder Kuhmilch
Das Beste fürs Baby ist die Muttermilch – deshalb empfiehlt man in japanischen Geburtskliniken konsequent das Stillen. Doch in Japan wollen viele junge Eltern ihrem Kind die ersten Lebenstage zusätzlich versüßen: Früher erhielten die Säuglinge dafür etwas Zuckerwasser, heute geben die frischgebackenen Eltern ihren Neugeborenen gerne ein wenig Kuhmilch dazu. Nun ist auch in Japan die Zahl der Nahrungsmittelallergien gestiegen, eine mögliche Ursache soll die frühe Gabe von Kuhmilch sein.
Dies zu prüfen war Ziel einer Studie an 312 Neugeborenen, die aufgrund familiärer Veranlagung schon ein erhöhtes Allergierisiko hatten. Die Kinder wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Kuhmilch-Gruppen-Kinder erhielten in den ersten 3 Lebenstagen täglich bis zu 5 ml Kuhmilch zusätzlich zur Muttermilch, Kinder der Vergleichsgruppe bekamen, wenn erforderlich, eine auf Aminosäuren basierte Ersatzkost.
Mehr Antikörper, mehr Nahrungsmittelallergien
An ihrem zweiten Geburtstag wurden die Kinder einbestellt und untersucht, ob sie gegen Kuhmilcheiweiß sensibilisiert waren. Dazu bestimmten die Forscher die IgE-Antikörper im Blut. Von den Kindern, die in ihren ersten 3 Lebenstage kuhmilchfrei ernährt worden waren, wiesen nur 24 (16,8%) erhöhte IgE-Werte auf. Bei den Kuhmilch-Kindern waren dies signifikant mehr, nämlich 46 Kinder (32,2 %).
Solche IgE-Tests sind zwar ein Hinweis, aber bezüglich der Allergiediagnose nicht allein beweisend. Deshalb untersuchten die Forscher die Kinder auch auf tatsächlich allergische Beschwerden. Tatsächlich litten unter einer klinischen, also bemerkbaren und im Test provozierbaren Nahrungsmittelallergie nur 4 der kuhmilchfreien, aber 20 der Kinder aus der Kuhmilch-Gruppe.
Der richtige Kuhmilch-Zeitpunkt bleibt unklar
Nach diesen Ergebnissen sollten vor allem Neugeborene, in deren Familien schon Nahrungsmittelallergien bekannt sind, in den ersten Lebenstagen keine Kuhmilch erhalten. Auch in den Wochen danach war das Sensibilisierungsrisiko geringer, je später die Kuhmilch auf den Ernährungsplan der Babys trat, berichten die Studienautoren.
Doch wann genau der richtige Zeitpunkt für Kuhmilch ist, muss durch weitere Untersuchungen geklärt werden. Frühere Studien legen nahe, dass eine zu späte Exposition das Risiko für eine Sensibilisierung gegen Kuhmilchproteine ebenfalls erhöhen kann.
Quelle: Ärzteblatt
13.11.2019 Autor: Dr. med Sonja Kempinski Bildrechte: wong sze yuen/Shutterstock.com